Die SCHUTZGEMEINSCHAFT hat in schriftlicher Abstimmung mit großer Mehrheit den Wisent zum Tier des Jahres 2014 gewählt. Die erneute Wahl des Wisent -er war bereits 2008 Tier des Jahres- hatte einen besonders erfreu-lichen Anlass: Die Bemühungen, diese seltene Spezies wieder auszuwildern waren erneut von Erfolg gekrönt. So wurde zuletzt einer Gruppe von Wisenten bei Bad Berleburg ein vorläufiger Lebensraum von 10 000 Hektar zur Verfögung gestellt.
Ursprünglich war der Wisent (Bison bonasus) über große Teile des europäischen Kontinents verbreitet. Die ältesten fossilen Wisentknochen datieren aus dem frühen Pleistozän und sind somit ein bis zwei Millionen Jahre alt. Seine Existenz wurde bereits vor 30 000 Jahren in steinzeitlichen Höhlenmalereien durch den Menschen dokumentiert.
Der bevorzugte Lebensraum der Wisente sind weitläufige Laub- und Mischwälder, da er sich als sogenannter Raufutterverwerter in der Vegetationszeit hauptsächlich von der Krautschicht ernährt. Eine besondere Vorliebe zeigen Wisente deshalb für Einbruchwälder, da sich in diesen, bedingt durch die lichte Waldstruktur, die Krautschicht besonders üppig entwickelt.
Doch der Lebensraum des größten Landsäugetieres Europas begann bereits während des Neolithikums vor etwa 6000 Jahren zu schrumpfen. In dieser Epoche erfolgte ein Übergang von Sammler- und Jägerkulturen zum sesshaften Bauerntum. Mit dieser Entwicklung ging eine immer stärkere Nutzung und Abholzung von Wäldern zur Gewinnung von Anbau- und Weideflächen einher. In der Folge waren die Wisente auf dem europäischen Kontinent praktisch ausgestorben, bis in den 1920er Jahren Bemühungen einsetzten, diese Art zu erhalten.
Trotz dieser vielfältigen Bemühungen um die Arterhaltung durch Schaffung neuer Lebensräume besteht für den Wisent Gefahr durch die drohende genetische Verarmung. Die gesamte europäische Population der Tiere stammt von nur 12 Gründertieren ab, mit der Folge eines enormen Inzuchtgrades. Eine solch enge genetische Basis gefährdet die langfristige Anpassungs- und Überlebensfähigkeit der Art. Um dem entgegenzuwirken wurden Strategien und Maßnahmen wie auf DNA -Analysen basierende Zuchtempfehlungen und Anpaarungen entwickelt.