Papageien artgerecht halten – Der Papageienkäfig

Vögel sind keine Käfighocker!
Artgerechte Käfige helfen, Gesundheitsprobleme bei Heimvögeln zu vermeiden.

Der überwiegende Anteil der Erkrankungen mit denen Ziervögel in der tierärztlichen Praxis vorgestellt werden, ist ursächlich auf falsche Haltungsbedingungen zurückzuführen.

Neben der für Heimvögel überhaupt nicht artgerechten Haltung als Einzeltier werden nicht selten zusätzlich auch noch die Bedürfnisse des Vogels auf Minimalfunktionen wie das Fressen von Universalfutter, Hüpfen und Lautäußerungen reduziert, anstatt die vielschichtigen Verhaltensmuster der einzelnen Heimvögel ausreichend zu berücksichtigen.
So sind viele der im Handel angebotenen Vogelkäfige allein schon aufgrund ihrer viel zu geringen Größe als Daueraufenthaltsort für den Vogel ungeeignet. Fliegen ist auch für die in der Wohnung gehaltenen Finken, Sittiche und Papageien ein elementares Bedürfnis!

Ein Vogelheim ist noch nicht bereits deshalb artgerecht, weil es

  • Dem Vogel die Möglichkeit bietet, die Flügel auszubreiten ohne mit den Federn an das Gitter zu stoßen,
  • Einen „Dreisprung“ ermöglicht (durch Anordnung der Sitzstangen im Käfig in unterschiedlicher Höhe: z.B. unten-mitte-oben oder unten-oben-mitte) oder
  • Einige Flügelschläge erlaubt.

Schnabeldeformierung aufgrund eines HaltungsfehlersDeshalb ist auch der herkömmliche Stuben- bzw. „Hüpfkäfig“ nur als Fress-, Rückzugs- oder Schlafplatz aufzufassen, vielmehr muss das Zimmer zum Flug- und Erlebnisraum für den Vogel werden können!

Fehlende Flugaktivität zeigt sich in einer Beeinträch- tigung der Farbintensität des Gefieders und vermin- derter Federqualität.
Neben der Größe des Vogelkäfigs sind auch die Anordnung der Gitterstäbe und der Sitzstangen von Bedeutung. Papageienvögel klettern gerne. Da sie sich beim Klettern mit dem Schnabel festhalten, müssen wenigstens zwei Käfigseiten eine horizontale Gitteranordnung aufweisen, ansonsten besteht beim Klettern die Gefahr der Schnabeldeformierung! (s. Foto oben, Dr. M. Pees, Leipzig)

Ballenentzündung aufgrund eines HaltungsfehlersDie zur Standardaus- stattung der Vogelkäfige gehörenden, in ihrem Durchmesser genormten Sitzstangen aus Plastik oder hartem und glatten Buchenholz verursachen bei empfindlichen Vögeln eine Abnutzung der Ballenhorn- haut mit schmerzhaften Druckstellen (s. Foto, Dr. M. Pees, Leipzig).

Artgerechter und auch gar nicht kostspielig ist der Ersatz der „Normstangen“ durch unterschiedlich große Äste und Zweige, mit und ohne Laub, bevorzugt von Obstbäumen. Sie schaffen so neben natürlichen Sitzplätzen für Ihren Vogel auch artgerechte Umweltreize und Beschäftigung. Besonders Papageien benötigen dieses Weichholz auch als Knabberstange.
Ein derart von Ihnen umgestalteter Vogelkäfig bietet Ihrem Vogel mehr Abwechslung als das ebenfalls zur Standardausstattung gehörende Beschäftigungsspielzeug aus buntem Hartplastik!

Unter http://www.kleintierklinik.uni-leipzig.de/vogelklinik/ finden Sie u. a. Hinweise zur Ernährung von Papageienvöglen, Gefahren und Giftpflanzen im Haushalt, sowie zur Aspergillose der Ziervögel.

Auch wenn Sie Ihren Vögeln in unseren Breiten nur selten soviel Lebens- raum bieten können wie den abgebildeten Kakadus, so sollten Sie als verant-wortungsvoller Vogelhalter darum bemüht sein, Ihren Tieren mehr als nur die Minimalansprüche zu erfüllen.

Jana Brinkmann-Werner
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