Zahnproblemen bei Meerschweinchen vorbeugen durch artgerechte Ernährung

Zahnstellungsfehler kommen beim Meerschweinchen häufig vor und sind einer der häufigsten Gründe für einen Tierarztbesuch.

Das Gebiss der Meerschweinchen weist verschiedene Besonderheiten auf

  • Der Zahnwechsel von Milchgebiss zu bleibendem Gebiss findet bereits vor der Geburt statt.
  • Die Schneidezähne, je zwei im Ober- und Unterkiefer sind nicht komplett mit Zahnschmelz überzogen. Zur Zunge hin sind die Zahn- flächen unbeschichtet. Dadurch wird diese Seite stärker abgenutzt, was eine Schärfung der Schneidezähne zur Folge hat.
  • Nagetiere besitzen keine Eckzähne.
  • Die Kauflächen der Backenzähne stehen schräg.
  • Das Kiefergelenk ist als Schlittengelenk ausgebildet.

Angeborenen Zahnfehlstellungen spielen nur eine geringe Rolle. Da die Fehlstellung bereits in der Erbanlage fixiert ist, treten sie bereits in den ersten Lebensmonaten auf.

Von großer Bedeutung sind demgegenüber die erworbenen Zahnfehlstellungen.

Wenn Meerschweinchen fressen, dann beißen oder nagen sie die Nahrung zuerst durch seitliche Unterkieferrotation mit ihren scharfen Schneidezähnen ab. Anschließend wird die aufgenommene Nahrung sehr fein zwischen den Backenzähnen zerrieben. Die durchgeführte Reibebewegung wird durch das Schlittengelenk ermöglicht, welches vor- und rückwärtige Unterkieferverschiebungen zulässt.

Meerschweinchenzähne wachsen zeitlebens. Um eine gleichmäßige Länge der wöchentlich um 1 – 2 mm wachsenden Zähne zu erhalten, muss für einen kontinuierlichen Abrieb gesorgt sein. Dabei sind die Dauer und die Intensität des Kauaktes wichtiger als die Härte des Futters. Dem entspricht das von allen Pflanzenfressern benötigte rohfaserreiche Futter.

Futter

Ausreichend strukturiertes Futter wie Heu, aber auch Grünfutter ist für die Gesundheit des Meerschweinchens von größter Bedeutung. Da der Energiegehalt solchen Futters gering ist, müssen die Tiere große Mengen davon „verputzen“ und sind damit gezwungen, sich entsprechend lange mit der Nahrungsaufnahme und damit mit dem Kauen zu beschäftigen.
Natürlicherweise nehmen Meerschweinchen im Laufe des Tages 100 kleine Portionen zu sich um ihren hohen Energiebedarf zu decken.

Körner- und Pelletfutter sättigen das Tier schneller, folglich muss es nicht so lange kauen und die Zähne können sich nicht ausreichend abreiben! In der Folge bilden sich an den Backenzähnen Zahnspitzen. Diese können, wenn sich die Zahnspitzen an den Oberkieferzähnen ausbilden, die Wangenschleimhaut verletzen. Zahnspitzen an den unteren Backenzähnen führen zu einer Reizung und Entzündung der Zungenschleimhaut. Im Extremfall führt die Zahnspitzenbildung der Unterkieferzähne zu einer Brückenbildung über der Zunge, die dann nicht mehr in der Lage ist, Nahrung durch die Mundhöhle zu transportieren.

Zahnfehlstellungen entstehen niemals plötzlich

Langsames Fressen, einseitiges Kauen, zerkleinerte Futterreste in den Mundwinkeln, speichelverschmierter Unterkiefer- und Kehlbereich sind erste Hinweise für das Vorliegen einer Zahnerkrankung.
Wenn sich das Fressverhalten Ihres Meerschweinchens ändert, sollten Sie möglichst bald Ihren Tierarzt aufsuchen.

Häufig sind Kinder für die Versorgung der Meerschweinchen verantwortlich. Unterstützen Sie Ihre Kinder bei der regelmäßigen Kontrolle des Gesundheitszustandes um Veränderungen frühzeitig erkennen zu können.
Ob Ihre Ihr Tierarzt Ihrem Meerschweinchen helfen kann, ist abhängig vom Konstitutionszustand des Tieres. Je früher die Gebissveränderungen erkannt und behandelt werden, umso größer die Heilungsmöglichkeit.

Jana Brinkmann-Werner
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