Kaninchenhaltung – Kaninchen artgerecht in der Wohnung halten

Die von uns als Heimtiere gehaltenen Zwergkaninchen stammen von den in Europa heimischen Wildkaninchen ab. Diese leben in Rudelgemeinschaften. Sie suchen tagsüber Schutz vor Feinden in Höhlenbauten und legen täglich in der Dämmerung weite Wege zurück, um ihre Nahrung (in erster Linie Gräser und Kräuter) zu finden.

Hält man Kaninchen als Heimtiere, dann sollte man bemüht sein, ihnen während ihres 6-12 jährigen Lebens möglichst naturnahe Lebensbedingungen zu bieten.

Haltung in Gesellschaft

Zwergkaninchen brauchen Gesellschaft, sie sollten deshalb nicht als Einzeltier gehalten werden. Die Zeit, die ein Kaninchenhalter mit seinem Tier verbringen kann, entspricht meist nicht den Bedürfnissen des Tieres. Aus diesem Grund empfiehlt sich die Haltung zweier weiblicher Tiere oder eines Pärchens (wenn der Rammler kastriert wird).

Erfahrungsgemäß vertragen sich zwei Rammler selten, selbst wenn sie kastriert werden. Die Vergesellschaftung mit Meerschweinchen ist sehr umstritten, da diese eine völlig andere “Sprache” von sich geben.
Dennoch gibt es viele Paare von Kaninchen und Meerschweinchen, die sich offensichtlich gut verstehen. Eine fremdartige Gemeinschaftshaltung erscheint auf jeden Fall besser für die Tiere, als eine Einzelhaltung.

Kaninchenkäfig

Ein Kaninchenkäfig sollte mindestens so groß sein, dass es dem Tier drei ungestörte Hoppelsprünge erlaubt. Außerdem benötigt jedes im Käfig gehaltene Tier seinen eigenen Versteckplatz. Wichtig ist auch, dass die Einstreu regelmäßig gewechselt wird, damit die Tiere sich in feuchter Einstreu nicht ihre empfindlichen Fußballen wund sitzen.

Bei der Auswahl des Standortes für den Käfig ist unbedingt darauf zu achten, dass direkte Sonneneinstrahlung ausgeschlossen ist, da die Kaninchen sonst unter Umständen an einem Hitzschlag sterben können. Genau so gefährlich ist Zugluft: direkt vor der Heizung, wo es kuschelig warm scheint, “zieht” es durch die Zirkulation der warmen Luft nach oben!
Bei Auslauf im Garten oder auf dem Balkon muss neben dem Schattenplatz auch an eine Sicherung vor Hunden, Katzen und großen Vögeln gedacht werden!

Freilauf

Während des möglichst täglich zu gewährenden Freilaufs müssen Kaninchen beobachtet werden, da sie gerne Kabel oder Sofas anknabbern! Günstig ist es, den Freigang in die Hauptaktivitätsphase der Kaninchen den Abend zu legen. Aufgrund ihrer Dämmerungsaktivität eignen sich die übrigens sehr wehrhaften Tiere (Kaninchen können prima treten, beißen und kratzen) nur bedingt für Kinder, die mit den Tieren in deren Schlafphase am Tag spielen möchten.

Zwergkaninchen können stubenrein werden. Sie bevorzugen dann oft ein zusätzliches Katzenklo anstelle des Käfigs zur Verrichtung ihrer Geschäfte.

Artgerecht füttern

Ein weiterer wichtiger Punkt der Kaninchenhaltung ist die artgerechte Ernährung. Wasser muss immer zur freien Verfügung bereit stehen. In der freien Wildbahn ist Gras das Hauptfutter der Kaninchen und Hasen. Das Kaninchen benötigt also viel Rohfaser, die wir ihm über die Fütterung vom Heu zuführen können. Durch das Mahlen von Gras oder Heu mit den Backenzähnen werden die lebenslang nachwachsenden Zähne abgerieben, so dass Zahnfehlstellungen vermieden werden. Bei man- gelndem Abrieb kann es zu Brückenbildungen der Backenzähne über der Zunge oder zu Zahnecken, die in die Backentaschen pieken, kommen. Auch die Schneidezähne wachsen lebenslang und werden besonders gut durch Saftfutter wie Möhren und Apfel oder das Knabbern ungiftiger (Obstbaum) Zweige abgerieben.

Auf die Zufütterung von Trockenfutter-Getreidemischungen, das sind die im Handel erhältlichen Kaninchenfutter, können Kaninchen am ehesten verzichten. In der Natur finden sie selten Getreideähren, so dass die tägliche Gabe von einem gestrichenen Esslöffel Trockenfutter völlig ausreichend ist!

Leckerchen in Form von Milchdrops oder mit Zucker versetzten und gefärbten Getreide-Presslingen schaden dem Kaninchen eher, sie verfetten schneller (was zu Leberschäden führen kann), der Zucker strapaziert ihre lebens- und verdauungsnotwendige Darmflora und der erhöhte Gehalt an Mineralien kann die Bildung von Blasensteinen begünstigen.

Um die Nahrungsaufnahme der Tiere zu kontrollieren, empfiehlt sich neben der Kontrolle der Fressplätze und der Beobachtung der Tiere das regelmäßige wöchentliche Wiegen. Auf diese Weise wird nicht nur einer Verfettung vorgebeugt, sondern auch eine Gewichtsabnahme, die oft erstes und einzig deutlich sichtbares Krankheitsanzeichen des Kanin- chens ist, frühzeitig erkannt.

Jana Brinkmann-Werner
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