Wie wachsen Welpen auf? Erste vier Wochen: 1,2,3,4

Die siebenjährige Hündin Ine wird immer unruhiger. Es ist der 62. Tag ihrer Trächtigkeit. Ihr Bauch ist dick und ihre Zitzen prall und voller Milch. Sie springt viel in ihre vorbereitete Wurfkiste und scharrt die Unterlagen zusammen. Wenn sie einmal ruhig liegt, scheint sich Ines Bauch von Zeit zu Zeit leicht zusammen zu ziehen und etwas Schleim fließt auf die Decken. Ine beschnüffelt den Schleim, steht auf, gräbt, legt sich wieder hin. Sie lehnt angebotenes Futter ab, trinkt aber ein paar Schlucke.

Das Wunder des Lebens – Welpen kommen zur Welt

Als zwei Stunden später die Geburt beginnt, werden die Wehen immer deutlicher. Kurze Zeit später erscheint der erste Welpe. Es ist ein kräftiger kleiner Rüde mit schwarzer Nase. Innerhalb weniger Stunden bringt Ine ohne Probleme acht weitere Welpen zu Welt: schließlich sind es fünf Rüden und vier Hündinnen. Sie wiegen zwischen 450 und 550 g.

Die ersten zwei Wochen verbringen die hilflosen Welpen fast ausschließlich mit Schlafen und Saugen. Sie können kaum ihre pendelnden Köpfe mit den geschlossenen Augen heben, um an eine Zitze zu gelangen, in deren Nähe sie durch ruderndes Kriechen gelangt sind. Wenn sie sich alleine, kalt oder sonst unwohl fühlen, tun sie Ine dies mit lauten Stimmchen kund. Ine schaut dann nach, was nicht stimmt: schiebt sie näher zu sich heran oder leckt ihre kleinen Bäuche, um Kot- und Urinabsatz zu stimulieren. Alle neun schaffen es in kurzer Zeit, ihr Geburtsgewicht mehr als zu verdoppeln.

Die ersten Blicke der Neugeborenen

Am Anfang der dritten Woche beginnen sich bei einigen Welpen die Augen zu öffnen. Das ziellose Umherkriechen hat nun ein Ende. Auch das Heben des Kopfes und Aufrichten des Vorderkörpers klappt immer besser. Nun beginnen die Welpen, auch untereinander zu spielen und zu raufen. Am Ende der vierten Woche können alle gut laufen und beginnen einzeln oder in kleinen Gruppen ihre Umgebung unsicher zu machen. Alles ist interessant, nichts scheint sie zu erschüttern. Während Jule eher etwas gemütlicher ist, gehören Murphy und die kleine Toni zu den unternehmungslustigsten kleinen Rackern, vor denen bald nichts mehr sicher ist.

Geburt von Welpen: Was ist zu beachten?

Die Tragzeit beim Hund beträgt im Mittel 63 Tage, Wurftermine vom 58.-70. Trächtigkeitstag sind keine Seltenheit. Das Herannahen des eigentlichen Geburtsvorganges kündigt sich durch einen Abfall der Körpertemperatur der Hündin an (12-24 Stunden vor der Geburt Abfall um ca. 1 C – regelmäßiges Messen der Körpertemperatur wird daher empfohlen), sowie durch Verhaltensänderungen wie Unruhe, Hecheln und verstärktes Nestbauen. Die Hündin braucht dann vor allem Ruhe. Tierärztliches Eingreifen ist nur notwendig, wenn eindeutig Geburtsvorbereitungen (Wehen, Abgang von Geburtsschleim) beobachtet wurden, innerhalb von 12 Stunden aber keine Welpen geboren werden.

Welpen können mit dem Kopf oder dem Hinterteil voran erscheinen. Die Fruchthüllen werden von der Hündin eröffnet, die Nabelschnur zerbissen und die Welpen beleckt, um die Atmung zu stimulieren. Nur wenn die Hündin dies nicht tut, sollte der Mensch eingreifen und diese Aufgabe übernehmen. Die auf jeden Welpen folgende Nachgeburt wird von der Hündin (häufig auch unbemerkt) verschlungen. Dass Nachgeburten nicht abgehen, ist ausgesprochen selten. Die Pausen zwischen den Welpen betragen in der Regel 10-30 Minuten, können gegen Ende der Geburt bei großen Würfen jedoch auch länger sein (3-4 Stunden).

Nachdem die Geburt beendet ist (normal im Schnitt nach 6-18 Stunden), sollte ein Tierarzt/ eine Tierärztin Hündin und Welpen untersuchen, damit sichergestellt werden kann, dass die Gebärmutter wirklich leer und alle Welpen vollständig entwickelt und gesund sind.

Entwurmung vor der Geburt

Eine tragende Mutterhündin sollte bereits vor der Geburt mehrfach entwurmt werden, da in ihrer Muskulatur “wartende” Larven (zB. von Toxocara canis oder Ancylostoma caninum) sonst mit dem plazentaren Blut bzw der ersten Milch auf die Welpen übertragen werden können. Infizierte Welpen scheiden Wurmeier mit ihrem Kot aus. Durch die Aufnahme von Welpenkot (in den ersten Lebenswochen der Welpen notwendig) kann sich die Hündin erneut anstecken.

Säugende Hündinnen und auch ihre Welpen selbst sollten deshalb ab der zweiten Woche nach der Geburt regelmäßig in zweiwöchigem Abstand mit einem gegen verschiedene Würmer (Spul-, Haken-, und Peitschenwürmer) wirksamen Wurmmittel behandelt werden (bis zur Trennung der Welpen von der Mutter). Die Infektion mit Bandwurmeiern erfolgt über die Aufnahme von Flöhen oder Haarlingen. Wenn der Wurf entsprechend befallen sein sollte, muss man daran denken, zusätzlich zur Flohbekämpfung auch gegen Bandwürmer zu behandeln. Inzwischen gibt es hervorragende Prophylaxemaßnahmen gegen Flohbefall auch bei säugenden Hündinnen und Saugwelpen. Fragen Sie Ihre Tierärztin/ Ihren Tierarzt nach entsprechenden Präparaten.

Notwendige Impfungen

Es sollte eine Selbstverständlichkeit für jeden Besitzer einer Hündin sein, diese vor einer geplanten Trächtigkeit impfen zu lassen bzw sich zu vergewissern, dass ausreichender Impfschutz (Antikörperbildung) besteht. Sollte das nicht geschehen sein, besprechen Sie die Möglichkeiten der Impfung einer tragenden Hündin mit Ihrer Tierärztin/Ihrem Tierarzt. Nur ein gut geschütztes Muttertier kann entsprechende Antikörper mit der Milch auf ihre Welpen übertragen. Die mütterlichen Antikörper schützen die Welpen während der ersten Wochen gegen gefährliche Krankheiten, ihre Lebensdauer ist von Wurf zu Wurf unterschiedlich, sie kann 6-15 Wochen betragen.

Die Welpenimpfungen sollen das Immunsystem des Welpen dazu bringen, eigene Antikörper gegen (abgeschwächte) Impfviren zu bilden, dies kann aber nur erfolgen, wenn keine mütterlichen Antikörper mehr vorhanden sind, die diese Reaktion verhindern. Da nur mit aufwendigen Bluttests Antikörper bestimmt werden können, sind mehrfache Impfungen von der 6. bis zur 16. Lebenswoche zwingend notwendig. Bei drohender Erkrankung bzw Ansteckungsgefahr kann auch das Immunsystem eines Welpen durch sogenannte Paramunitätsinducer unspezifisch angeregt bzw gestärkt werden.

Verhalten von Welpen nach der Geburt

Die Verhaltensentwicklung von Welpen nach der Geburt gliedert sich in mehrere Phasen, in denen die Tiere für unterschiedliche Sinnes- und Umwelteindrücke empfänglich sind. Die erste Phase beginnt nach der Geburt und dauert etwa zwei Wochen. Sie wird Neugeborenenphase oder neonatale Phase genannt. Die Welpen sind in dieser Zeit noch blind und taub, können aber sehr wohl Temperaturunterschiede empfinden, Geruchs- und Geschmackssinn sind bereits ausgeprägt.

Die Welpen schlafen viel. Sie regulieren ihr Wärmebedürfnis durch Kontaktliegen mit Mutter und den anderen Welpen. Wird es zu kühl oder verspüren sie Durst, äußern sie sich durch jammernde Laute und beginnen, sich mit rudernden Kreisbewegungen fort zu bewegen. Durch pendelnde Kopfbewegungen gelingt es ihnen schließlich eine Zitze zu finden, sie werden für ihre Anstrengungen belohnt. Es ist sehr wichtig für Welpen, bereits in diesem Alter milden Stress (Kälte oder Durst) zu empfinden und zu lernen, darauf zu reagieren (Jammern oder aktives Suchen) um zum Erfolg zu gelangen (Wärme oder Milch).

Kot- und Urinabsatz können noch nicht selbständig erfolgen. Eine Stimulation des Unterbauches mit der rauhen Zunge der Mutter führt zum Absatz. Auch hier geben die Welpen Lautäußerungen von sich, wenn sie die Mutter benötigen. Es hat sich gezeigt, dass ein tägliches “handling”, d.h. kontrolliertes mehrminütiges Anfassen, Streicheln durch verschiedene Menschen sich vorteilhaft auf die weitere Welpenentwicklung auswirkt.

Übergangsphase

Die sogenannte Übergangsphase beginnt mit der dritten Lebenswoche der Welpen. Sie beginnen die Augen zu öffnen, können einige Tage später sehen und auch das Gehör entwickelt sich. Die schrittweise Vervollständigung der Leitungsfähigkeit des Nervensystems bedingt eine fortschreitende verbesserte Körperbeherrschung vom Vorder- zum Hinterkörper: zuerst kann der Kopf gehalten werden, dann erfolgt das Aufstellen der Vorder-, später das der Hinterbeine.

Kot- und Harn können nun selbst kontrolliert abgegeben werden und es beginnt sich eine Prägung zu vollziehen, welcher Untergrund zu diesem Zwecke geeignet ist. Der Züchter muss wissen, dass er hier entscheidend umlenken kann vom bisherigen Absatz auf Kacheln, Zeitung, Decke (Wurfkiste) auf den gewünschten Absatz auf Sand, Gras, Laub u.ä.. In der Übergangsphase beginnen die Welpen durch Zunahme ihrer Beweglichkeit sowie durch Entstehung eines Neugierverhaltens zunehmend ihre Umgebung zu erkunden. Dabei gibt es zunächst keine Angst. Wohl können Schreckreaktionen vorkommen, diese sind jedoch nicht zu verwechseln mit Angst- oder Meideverhalten, welches erst ab der 5. Lebenswoche auftritt.

Sozialisierungsphase

Je vielfältigere Umweltreize die Welpen in dieser Phase angst- und stressfrei kennen lernen und positiv erleben um so besser. Der Beginn der Sozialisierunsphase, in der die Welpen sich mit allen für sie im späteren Leben wichtigen belebten und unbelebten Reizen vertraut machen müssen, liegt bereits in der 4. Woche.

Wie geht es weiter?

Lesen Sie mehr im Kapitel Wie wachsen Welpen auf? Die zweiten vier Wochen.

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  • Schlegl-Kofler, Katharina (Autor)
  • 168 Seiten - 07.09.2010 (Veröffentlichungsdatum) - GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH (Herausgeber)
Jana Brinkmann-Werner
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