Schildkröten sind ganz besondere Haustiere. Doch bevor sie gekauft werden, gilt es einige Dinge zu beachten. Wasserschildkröten wie auch Landschildkröten sind keine Kuscheltiere.
Das bedeutet, dass sie lediglich beobachtet werden dürfen und sich daher auch nicht für kleine Kinder eignen. Denn sie werden nicht gerne gestreichelt und auch nicht durch die Wohnung getragen.
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Die Ruhe pur
Wer schon einmal eine Schildkröte besessen hat, wird es bestätigen. Die besonderen Tiere strahlen eine enorme Ruhe aus. Einige Menschen können sie stundenlang beobachten, ohne dass ihnen dabei langweilig wird. Doch damit die Tiere ruhig und zufrieden entspannen können, müssen sie ein passendes und artgerechtes Gehege erhalten, worauf aber noch zu einem späteren Zeitpunkt genauer eingegangen wird.
Welche Arten gibt es und welche eignen sich als Haustier?
Weltweit gibt es mehr als 327 verschiedene Schildkröten-Arten mit mehr als 200 Unterarten. Einige Exemplare gab es sogar schon vor mehr als 220 Millionen Jahren. Grob werden Schildkröten in Landschildkröten, Wasserschildkröten sowie Meeresschildkröten eingeteilt. Von den ersten beiden Arten gibt es unterschiedliche Arten, die sich als Haustiere eignen. Wer sich eine Landschildkröte wünscht, sollte sich eine Europäische Landschildkröte kaufen.
Denn diese Arten sind von allen Arten einfachsten zu pflegen und kommen auch mit unserem Klima am besten zurecht. Wer dagegen ein Aquarium aufstellen und eine Wasser-Schildkröte halten will, ist mit einer sogenannten Rotwangen-Schmuckschildkröte oder einer Gelbwangen-Schmuckschildkröte sehr gut bedient.
Grundsätzlich sollte aber bei jeder Art vor dem Kauf ein Fachverkäufer um Rat gebeten werden. Denn schließlich sollen es die Tiere gut in ihren neuem zum Hause haben.
Wie hält man Schildkröten artgerecht?
Auch hier muss zwischen Landschildkröten und Wasserschildkröten unterschieden werden. Grundsätzlich gilt aber in beiden Fällen, dass die Tiere möglichst naturnah und artgerecht gehalten werden sollten.
Artgerechte Haltung der Landschildkröte
Bei der Haltung von Schildkröten werden leider immer noch einige Anfängerfehler begangen. Das liegt sehr häufig aber eben nicht immer am Verhalten der Halter. Denn nicht selten wird diesen bereits in der Tierhandlung ein viel zu kleines Terrarium oder Aquarium verkauft. Zudem wird den Haltern teilweise auch eine falsche Haltung gezeigt. Oft wird gesagt, dass die Landschildkröte nur etwas Salat und ein wenig Platz braucht und sonst eigentlich recht unkompliziert ist. Das entspricht aber nicht der Wahrheit. Es gibt viele weitere Punkte, die vor dem Kauf unbedingt beachtet werden sollten, bevor eine Landschildkröte gekauft wird.
Terrarien und Freigehege
Vielen Europäische Landschildkröten brauchen neben einem ausreichend dimensionierten Terrarium noch ein Außengehege. Letzteres muss über ein sogenanntes Frühbeet und die passende Technik verfügen. Im Terrarium muss das richtige Substrat gewählt werden, damit die Tiere sich wohlfühlen. Welches sich am besten eignet, hängt in vor allem von der Schildkrötenart ab. Das Freigehege ist dagegen für eine artgerechte Haltung sehr wichtig. Denn durch den Aufenthalt an der frischen Luft können sich die Tiere besser an den jahreszeitlichen Rhythmus gewöhnen. Zudem brauchen einige Arten auch die Temperaturabsenkung zum Herbst hin, um sich auf die Winterstarre vorzubereiten.
Feuchtigkeit und Wasser
Auch wenn es sich um Landschildkröten handelt, sollte die Umgebung nie zu trocken sein. Denn dann würde die Gefahr bestehen, dass sich mit der Zeit auf dem Panzer Höcker bilden. Hiervon sind vor allem junge Tiere betroffen, die sich noch im Wachstum befinden. Um die Höckerbildung zu verhindern, muss das passende Substrat im Gehege ausgelegt werden. Es darf nicht zu schnell austrocknen und muss zu den Bedürfnissen der Tiere passen. Im besten Fall erinnert das Substrat an den Bodengrund, auf dem sich die Schildkröte auch in freier Natur aufhält. Vor allem in den Schlafbereichen und in den Verstecken sollte es immer feucht, aber keinesfalls nass, sein.
Wärme- und UV-Lampen
Schildkröten brauchen verschiedene Temperaturzonen, eine passende Grundbeleuchtung und eine Wärme- und UV-Lampe. Verzichtet werden sollte dagegen darauf, Heizmatten oder Heizsteine auszulegen. Denn auch diese könnten unter Umständen zu Missbildungen des Panzers führen. Besser ist es, wenn die Wärme wie in der Natur lediglich von oben kommt. Nicht selten werden Schildkröten zu warm oder auch zu kalt gehalten.
Daher macht es Sinn, sich einmal vor dem Kauf anzuschauen, welche Temperaturen, welche Sonnenintensivität, welche Regenzeiten und wie viele Sonnenstunden im natürlichen Habitat der jeweiligen Tiere vorherrscht. Anders als wir Menschen sind die wechselwarmen Schildkröten auf Wärme aus speziellen externen Quellen angewiesen. Die ideale Stoffwechseltemperatur liegt zumeist bei 35 Grad Celsius.
Artgerechte Haltung der Wasserschildkröte
Aquarium und Teich
Wasserschildkröten können in Gartenteichen oder in Aquarien gehalten werden. Letztere müssen unbedingt eine passende Größe haben. Denn sonst fühlen sich die Tiere nicht wohl und können krank werden. Schildkröten, die im Gartenteich gehalten werden, werden im Herbst in ein Aquarium gesetzt. Dieser Schritt sollte spätestens dann erfolgen, wenn die Wassertemperatur unter 20 Grad Celsius sinkt und sich auch die Luft deutlich abkühlt.
Damit die Tiere auch in ihrem Winterquartier ausreichend Platz zum Schwimmen haben, sollte der Besitzer ein Becken mit einem Fassungsvolumen von mindestens 350 Liter bis 400 Liter und einer Kantenlänge von eineinhalb Metern kaufen. Hierbei ist nach oben natürlich keine Grenze gesetzt. Kleinere Becken sollten aber auf keinen Fall aufgestellt werden, auch dann nicht, wenn das Tier eventuell noch nicht ausgewachsen ist. Wichtig ist zudem, dass der Wasserstand mindestens so hoch ist wie die Panzerlänge.
Der Landbereich im Becken
Auch Wasserschildkröten lieben ausgiebige Sonnenbäder und können so stundenlang verharren. Daher sollte der Halter ihnen einen hierfür geeigneten Landbereich im Aquarium zur Verfügung stellen. Dieser kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen, wie zum Beispiel aus Kork oder Schieferplatten und muss ausreichend Platz bieten. Der Boden des Aquariums kann mit einem lockeren Kies-Sand-Gemisch aufgefüllt werden. Wenn auch Nachwuchs geplant ist, sollte noch ein wenig Erde hinzugegeben werden, in die die Tiere ihre Eier legen können.
Die Technik fürs Aquarium
Um das Wasser von diversen Verunreinigungen zu befreien und es immer in Bewegung zu halten, wird ein Filter benötigt. Hierbei kann der Halter aus unterschiedlichen Modellen wählen. Innenfilter werden in das Becken gehängt und sind zumeist deutlich kompakter als Außenfilter. Dafür haben Letztere den Vorteil, dass sie nicht so oft gereinigt werden müssen. Zudem nehmen sie im Becken keinen Platz ein, da sie im platzsparend im Unterschrank verstaut werden können, sind leistungsfähiger und bieten durch mehrere Filterkammern Platz für unterschiedliche Filtermaterialien. Beim Kauf muss unbedingt darauf geachtet werden, wie viel Wasser das gewünschte Modell in der Stunde umwälzen kann.
Um im Aquarium die passende Temperatur zu erzeugen, wird ein Heizstab benötigt. Zudem spielt auch die richtige Beleuchtung eine wichtige Rolle. Hierbei sollte unter anderem auch ein Wärmespot mit passendem UVB-Anteil vorhanden sein. Die normale Beleuchtung kann mit sogenannten HQI-Strahlern erreicht werden, da diese eine sehr gute Leuchtleistung bieten. Wie viele Lampen benötigt werden, hängt von der Größe des Beckens ab.
Futter – Was essen Schildkröten?
Naturnahes und vor allem gesundes Futter ist bei der artgerechten Haltung ein sehr wichtiger Punkt. Denn eine gute Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Tiere. Leider werden auch in diesem Punkt regelmäßig sehr viele Fehler gemacht. Wird den Schildkröten zu weiches oder breiiges Futter gegeben, kann sich die sogenannte Hornscheide am Kiefer nicht ausreichend abnutzen. Dadurch kann dann ein Papageienschnabel entstehen. Hierbei handelt es sich um eine Missbildung, die die Nahrungsaufnahme erschwert. Zudem kann ein falsches Futter auch dazu führen, dass die Tiere zu schnell wachsen.
Naturnahe Fütterung sollte das Vorbild sein
Wenn die Tiere abwechslungsreich und ausgewogen ernährt werden, müssen sie nicht noch zusätzliche Vitamine erhalten. Passendes Futter Pflanzen, die Schildkröten auch in ihrem natürlichen Lebensraum vorfinden. Was viele Menschen nicht wissen ist, dass Obst, Salat und Gemüse nicht besonders gut geeignet sind. Denn diese Lebensmittel können unter Umständen die Mikroorganismen im Darm der Tiere durcheinanderbringen. Dann kann Durchfall die Folge sein, der im schlimmsten Fall sogar tödliche Folgen haben kann. Besser sind dagegen unterschiedliche Wildkräuter geeignet, wie zum Beispiel Löwenzahn, Brennnessel oder getrockneter Löwenzahn.
Wasserschildkröten sollten zudem auch eine gesunde Auswahl an Wasserpflanzen zur Verfügung stehen. So können sie sich ganz nach Bedarf an diesen bedienen und muss nicht warten, bis sie gefüttert wird. Anders sieht es dagegen bei tierischer Nahrung aus. Diese sollte unbedingt portioniert werden, da zu große Mengen ungesund sein können.
Kann ich Schildkrötenfutter auch selber anpflanzen?
Wer Schildkröten-Futter selber anpflanzen will, sollte unbedingt darauf achten, dass er nur die großen und ausgewachsenen Pflanzen verfüttert. Denn diese enthalten mehr Rohfasern, die verhindern, dass diverse Darmparasiten und verschiedene Würmer entwickeln. Zum Eigenanbau eignen sich viele unterschiedliche Pflanzen, die sich auch in gesundem Schildkrötenfutter befinden. Wichtig ist nur, dass sie vor der Verfütterung getrocknet werden. Dadurch sind sie nicht mehr ganz so gehaltvoll und bekommen den Tieren besser.
Kalziumversorgung
Insbesondere noch recht junge Tiere und Weibchen, die Eier legen, müssen immer ausreichend Kalzium erhalten. Denn Mangelerscheinungen können im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Hierfür hängt der Halter einige sogenannte Sepiaschalen in das Terrarium beziehungsweise Aquarium.
Winterfutter und Nahrung für die Übergangszeiten
Es klappt nicht immer, dass eine Schildkröte die Winterstarre einnimmt. Hierfür kann zum Beispiel eine Krankheit verantwortlich sein. Zudem nehmen längst nicht alle Schildkröten eine Winterstarre ein. Um die Tiere auch in der kalten Jahreszeit mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen, sollten sie ein spezielles Winterfutter erhalten. Dieses kann zum Beispiel aus folgenden Pflanzen bestehen:
- Löwenzahn
- Gänsekresse
- Spitzwegerich
- Pimpinelle
- Wilde Malve oder
- Endiviensalat
Wasser sollte den Tieren immer und an mehreren Stellen im Becken zur Verfügung stehen.
Machen Schildkröten eine Winterruhe?
Einige Schildkröten legen in der kalten Jahreszeit eine Winterstarre ein. Sowohl für ältere wie auch etwas jüngere Tiere gehört diese zum normalen Lebensrhythmus. Während der Winterstarre arbeitet der Stoffwechsel deutlich langsamer als normal und die Schildkröten verbrauchen fast keine Energie. Sie nehmen auch kein Futter oder Wasser zu sich. In dieser Zeit lässt der Halter sie komplett in Ruhe, da die Tiere sie für eine gesunde Entwicklung unbedingt benötigen.
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