Hunde impfen oder nicht?

Warum muß ein Hund geimpft werde?

Jeder Hund sollte einen funktionierenden Antikörperschutz gegen gefährliche Infektionskrankheiten haben, sonst kann er schwer erkranken und sogar sterben. Es gibt viele schwere Krankheiten, gegen die wir gar nicht impfen können – wir sollten die bestehen Möglichkeiten also nutzen, wenigstens gegen die zu impfen, die vermeidbar sind. Besonders wichtig ist dies für Welpen und alte Tiere.

Sollte man also auch einen alten Hund, der kaum noch auf die Straße geht, weiter impfen lassen?

Ja, eine Ansteckung kann schnell geschehen. Auch alte Tiere schnuppern noch herum und können sich infizieren. Außerdem können die Viren an Kleidung und Schuhen in die Wohnung gelangen, so dass auch Tiere, die nicht mehr ins Freie kommen, angesteckt werden können. Sollten sie erkranken, gelingt es ihnen meist nicht mehr so gut, die Krankheit zu bekämpfen, da das Immunsystem langsamer reagiert und ein alter Körper weniger Kraftreserven hat als ein junger. Aber auch eine Impfung – vor allem die Kombinationsimpfung vieler Impfstoffe — kann den alten Körper stressen. Im Zweifelsfall sollte der Tierarzt befragt werden.

Welpen sind ebenfalls besonders gefährdet?

Ja, das liegt daran, dass sie ja erst ganz neu auf dieser Welt sind und noch keinerlei Kontakt mit Krankheitserregern hatten. Von der Mutter haben sie in der Zeit des Saugens über die Muttermilch Antikörper mitbekommen. Die Mutter kann aber nur Antikörper weitergeben, die sie sich selber erworben hat: entweder durch überwundene Krankheiten oder durch aktive Immunisierung, also Impfung.
Diese an die Welpen übertragenen Antikörper bieten einen Schutz für die erste Zeit. Ihre Zahl und Wirksamkeit nimmt aber langsam ab. Das ist vernünftig, denn mit zunehmendem Lebensalter erforschen die Welpen ihre Umwelt und ihr Immunsystem stellt sich auf die Krankheitserreger ein, die diese spezifische Umwelt bevölkern.

Was ist mit solch gefährlichen Erregern wie Staupe- oder Parvovirus?

Auch diese können in der Umwelt des Welpen auftreten. In einer Großstadt wie Berlin kommt es durch die große Hundedichte zu einem enormen Infektionsdruck. Da wir nicht riskieren wollen, dass ein Welpe diese gefährlichen Krankheiten bekommt, müssen wir ihn bereits in den ersten Wochen impfen (ab der 6. Lebenswoche). Die meisten Impfstoffe benötigen eine mehrfache Anwendung in drei- bis vierwöchigem Abstand, eine Grundimmunisierung, um einen guten Impfschutz (=eigene Antikörperbildung) aufzubauen. Gleichzeitig haben wir aber das Problem, dass die mütterlichen Antikörper im Welpen ja noch wirksam sind (also auch die abgeschwächten Viren bekämpfen, die zur Impfung verwendet werden), und zwar von Rasse zu Rasse und von Wurf zu Wurf unterschiedlich lange. Daher ist es unbedingt erforderlich, dass die letzten Grundimmunisierungen in den Zeitraum der 16.-18. Lebenswoche des Hundes fallen, denn erst dann sind alle mütterlichen Antikörper verschwunden und können die eigene Antikörperbildung nicht mehr behindern.

Was ist mit Tieren, die mutterlos aufgewachsen sind oder deren Mütter nicht geimpft waren?

Diese Welpen sind natürlich anfangs besonders gefährdet. Deshalb gibt es die Möglichkeit, direkt Antikörper zu verabreichen (=passive Immunisierung, Immunseren), um die Tiere zu schützen, bis ihr Immunsystem in der Lage ist, eigene Antikörper zu bilden. Immunseren verleihen nur einen zeitlich sehr begrenzten Schutz: etwa zwei Wochen. Der Schutz durch vom eigenen Körper gebildete Antikörper hält abhängig von Krankheit und verwendetem Impfstoff ein bis mehrere Jahre!!

Gegen was wird denn nun geimpft?

Jeder wird schon einmal die Namen der gefährlichsten Krankheiten des Hundes gehört haben: Staupe, ansteckende Hepatitis, Leptospirose, Parvovirose und Tollwut. Dahinter verbergen sich überwiegend Viruserkrankungen, gegen die es keine Medikamente gibt. Man kann zwar ein erkranktes Tier unterstützend behandeln, eine Therapie gegen die Erreger ist allerdings fast nicht möglich. Bei Tollwut ist eine Behandlung sogar gesetzlich verboten. Deshalb ist eine vorbeugende Impfung ja auch so wichtig!!

Wie lange schützt die Impfung?

Ein gut grundimmunisiertes Tier ist wie gesagt abhängig von Krankheit und verwendetem Impfstoff ein bis drei Jahre geschützt. Danach muss das Immunsystem durch eine Auffrischungsimpfung wieder an die Erreger “erinnert” werden, nur dann produziert es wieder neue Antikörper.

Beim Menschen gibt es Impfungen, deren Immunschutz 10 Jahre hält. Warum müssen Tiere so oft geimpft werden?

Wie lange ein wirklicher Impfschutz besteht, kann man nur mit wiederholten Antikörperbestimmungen nachweisen. In der Regel ist dies zu aufwendig und man hat sich auf einen “sicheren” Zeitraum geeinigt, nach dem wieder geimpft werden sollte. Wird einmal einen Monat später geimpft, kann man davon ausgehen, dass der Impfschutz trotzdem gut ist, aber die Impfstoff-Hersteller empfehlen eben die Auffrischung nach 12 bzw. 36 Monaten.
Viele verantwortungsbewusste Tierbesitzer schätzen übrigens die Vorsorgemöglichkeit, ihr Tier einmal jährlich gründlich untersuchen zu lassen. Denn es dürfen natürlich nur gesunde (also auch nur parasitenfreie) Tiere geimpft werden. Die Allgemeinuntersuchung ist im Preis für die Impfung immer mit inbegriffen.

Gibt es noch andere Krankheiten, gegen die geimpft werden kann?

Ja, zum Beispiel kann gegen Zwingerhusten geimpft werden oder gegen die Borreliose, die durch Zeckenstiche übertragen wird. Beide Erkrankungen werden nur auf ganz bestimmte Weise übertragen. Es gibt also Hunde, die ein erhöhtes Risiko haben zu erkranken und andere, bei denen eine Ansteckung unwahrscheinlicher ist. Beide Krankheiten verlaufen nur in den seltensten Fällen tödlich. Man kann also mit seinem Tierarzt besprechen, ob diese Impfungen beim eigenen Tier angezeigt sind oder ob sie unterbleiben können.

Jana Brinkmann-Werner
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